Mittwoch, 13. November 2013

Back to the roots?



Der Bundeswehr scheinen die Ideen dafür auszugehen ihr Werben fürs Sterben verharmlosend darzustellen. Ein Mangel an Mühe und Originalität kann ihr jedoch nicht vorgeworfen werden. 

Der im Juni 2013 veröffentlichte Videoclip "Marine Trailer Bananen" wurde von den Medien lächerlich gemacht. Zu skurril war die vermittelte Botschaft: "Ohne Bundeswehr keine Bananen". 

Die Bundeswehr scheint sich dieser Kritik angenommen zu haben und zu ihren Wurzeln zurückgekehrt zu sein. Doch wenn mensch sich anschaut, was dabei rauskommt, wünscht er sich fast das propagierte Bild einer BRD ohne Bundeswehr als Konsumwüste zurück.

Zur Erinnerung: Im Bundestagswahlkampf hatte der FDP-Bundestagsabgeordnete - ja, so etwas gab es Mal - Lars Lindemann ein Plakat der NS-Frauenschaft mit einem Logo der Partei Bündnis 90/Die Grünen versehen und es auf seiner Facebook-Seite veröffentlicht. Damit wollte er seine Kritik an dem Vorschlag Der Grünen bezüglich eines wöchentlichen fleischlosen Tages in den Kantinen äußern. Selbst in seiner eigenen Partei erhielt er dafür eine Schelte. Eine solche Adaption verbiete sich automatisch, war die einstimmige Reaktion darauf.

Die Bundeswehr fand aber scheinbar an einer solchen Darstellung gefallen. So veröffentliche sie zwar einen neu entworfenen, aber in seinem  Stil  doch deutlich an romantisch-militaristische und hurra-patriotische Plakate früherer Jahre erinnernden Flyer.
Der Schriftzug "Unsere Bundeswehr stellt Freiwillige ein!" wirft zunächst die Frage auf, wer diese erste Person Plural sein soll. In Verbindung mit den darüber skizzierten jungen, weißen, vor Kraft strotzenden Männern, deren heroischer Blick unmissverständlich klarstellt, dass sie bereit sind, die Freiheit des deutschen Volkes am Hindukusch zu verteidigen, erinnert  dies doch ein wenig an die Darstellungsformen aus dunkleren Stunden der deutschen Geschichte.

Wir - die Linksjugend [´solid] Halle - hoffen inständig, dass die Marketingstrategen der Bundeswehr schlichtweg zu abgestumpft waren, um eine solche Verknüpfung zu erkennen. Dennoch möchten wir hiermit nocheinmal deutlichst dazu Stellung beziehen. Für uns ist es absolut inakzeptabel mit solch glorifizierten Stereotypen an Schulen(!) und anderswo dafür zu werben, sich in die Souveränität von Staaten einzumischen und unschuldige Menschen umzubringen.
Das Militär ist keine Wunderwaffe zur Problemlösung. Versagt die Diplomatie, ist der Konflikt so weit vorangeschritten, dass fraglich ist, ob so etwas wie dauerhafter Frieden in der betroffenen Region überhaupt noch möglich ist.

Dieser Flyer wurde in einer Sekundarschule gefunden. Auf dessen Rückseite postuliert die Bundeswehr "interessante Berufschancen [...] beim größten und vielfältigsten Arbeitgeber Deutschlands". Eine solche Umschreibung ist im Bezug auf die Realität fast schon makaber. Wir lehnen diese geschichtsvergessene und verherrlichende Darstellung der Bundeswehr ab. Politischen Organisationen ist es verboten in der Schule für sich Werbung zu machen. Das ist auch gut und richtig so. Kinder und Jugendliche sollen sich möglichst frei von Manipulationsquellen eine eigene Meinung bilden können. Es erscheint in diesem Zusammenhang lächerlich die Bundeswehr nicht als politische Organisation zu betrachten.

Deutschland zu "dienen" kann für keinen Menschen das angestrebte Ziel sein. Nicht die Menschen "dienen" "ihrem" Land, das Land (und damit die Regierenden) muss zeigen was es für die Menschen tun kann.

Die Linksjugend [´solid] Halle fordert: Bundeswehr raus aus den Schulen!


Dienstag, 12. November 2013

Keine Macht den Drohnen!



Am Sonntag den 20.10.2013, um 16:00 Uhr, waren interessierte Bürgerinnen und Bürger zur einer Gesprächsrunde eingeladen. Der Friedenskreis Halle e.V. konnte Brian Terrell  als Gast begrüßen. Eine überschaubare Zahl von Bürger*Innen hatte den Weg in die Gertraudenkapelle, an der Marktkirche 1, gefunden. Die Uhrzeit und der Wochentag dürften, neben dem schönen Wetter, als die Hauptschuldigen gelten.

Brian Terrell, der sich in den USA als Friedensaktivist einen Namen gemacht hat, berichtete über die schrecklichen Erlebnisse[1] von Brandon Bryant und den Einsatz von Kampfdrohnen gegen US-Bürger[2] im Jahr 2011. Vorher erinnerte er an die Debatte in Deutschland, da auch der Verteidigungsminister Thomas de Maizière[3] (CDU) und die Bundeswehr[4] bewaffnete Kampfdrohen einsetzen möchten.

Aus Sicht der amerikanischen Regierung, bringt der Einsatz von Kampfdrohnen nur Vorteile. In der Ferne sterben nur die Bösen, während die Streitkräfte der USA zu Hause, in der Heimat bleiben können. Begleitschäden (z.B. zivile Opfer), Kriegstote und -versehrte gehören somit der Vergangenheit an. Ganz nebenbei bekommt der Krieg einen neuen Namen. Regierung bzw. Militärs sprechen viel lieber von einer Operation, da dieser Begriff positiv besetzt ist und der Drohnenpilot, präzise wie ein Chirurg, den „Tumor“ entfernt.

Ein F-16 Kampfpilot verschwindet vom Kriegsschauplatz, wenn er seine tödliche Fracht abgeworfen hat. Im Einsatz befindliche Drohnenpiloten erleben den Krieg, aus 25 cm Entfernung, live in Farbe und HD-Qualität. Außerdem können sich die im Einsatz befindlichen Soldatinnen und Soldaten, mit dem Argument der Notwehr die Seele reinwaschen. Diesen Rechtfertigungsgrund haben die Drohnenpiloten nicht, weil eine unmittelbare Bedrohung nicht vorliegt. Morgens töten, mittags in die Kantine, abends nach Hause zur Familie und trotz alledem eine kranke Psyche[5], dass ist die Realität vom sauberen und fernem Krieg.

Laut Zusatzartikel V der Verfassung der USA darf niemand in einem Strafverfahren zur Aussage gegen sich selbst gezwungen noch des Lebens, der Freiheit oder des Eigentums ohne vorheriges ordentliches Gerichtsverfahren nach Recht und Gesetz beraubt werden. Regelungen des Humanitären Volkerrechts und im einzelnen die Artikel 2 und 51 sowie Kapitel VII der UN-Charta werden ebenso in Frage gestellt, weil sich die Vereinigten Staaten von Amerika offiziell nicht im Krieg mit Pakistan oder dem Jemen befinden[6].

Nicht die Technik ist das Problem, sondern wie mit ihr umgegangen wird, meinte Brian Terrell und erwähnte im gleichen Atemzug den Drohneneinsatz über dem havarierten Atomkraftwerk in Fukushima[7]. Zum Schluss wollte ich wissen, ob die USA im eigenen Land bei Demonstrationen und an der Grenze zu Mexiko Drohnen einsetzten[8]. Er bejahte meine Frage, mit der Anmerkung, dass die Drohen vom Typ Predator unbewaffnet sind. Durchweg eine interessante Veranstaltung, die mich bestätigt hat, dass Krieg niemals sauber ist, egal mit welchen Mitteln.

Marcel Kieslich, Mitglied im Stadtvorstand der Partei DIE LINKE Halle (Saale)


Interquellen:

www.ag-friedensforschung.de/themen/Drohnen/

www.youtube.com/watch?v=sR9rqaUM7oY

www.wsws.org/de/articles/2013/10/24/dron-o24.html

www.freitag.de/autoren/cyterion/menschenrechtswidrige-drohnenangriffe

www.hrw.org/de/news/2013/10/21/usa-gezielte-toetungen-jemen-hinterfragen

www.zeit.de/politik/ausland/2013-10/drohnen-usa-pakistan-emmerson

www.swp-berlin.org/fileadmin/contents/products/aktuell/2013A28_rrw.pdf

www.zeit.de/politik/ausland/2013-10/eu-parlament-eurosur

www.youtube.com/watch?v=G90SvYuMVos

www.youtube.com/watch?v=v1dY76qhu2E


[1] www.spiegel.de/spiegel/print/d-90048993.html
[2] www.zeit.de/politik/ausland/2013-05/holder-drohnenangriff-amerikaner
[3] www.dw.de/bewaffnete-drohnen-f%C3%BCr-die-bundeswehr/a-16785409
[4] www.neues-deutschland.de/artikel/836880.bundeswehr-will-auch-lautlos-toeten-koennen.html
[5] www.tagesanzeiger.ch/wissen/technik/Morgens-toeten-abends-zu-den-Kindern/story/21575893
[6] www.stimmen-der-zeit.de/zeitschrift/ausgabe/details?k_beitrag=3442823&query_start=1
[7] www.welt.de/print/die_welt/wissen/article12902556/Drohnen-kreisen-ueber-Fukushima.html
[8] www.n24.de/n24/Nachrichten/Politik/d/3029624/wenn-das-fbi-durchs-fenster-schaut.html